::: rabatjoie, April 5, 2004 at 10:57:45 PM CEST
Öger vs. Wissmann Manchmal lohnt es sich doch, in das Evangelen-Blatt chrismon zu schauen: Großartiges Streitgespräch zwischen Vural Öger und Matthias Wissmann zum EU-Beitritt der Türkei. Ein Auszug: WISSMANN: [...]Wenn es in der Türkei keine authentische Kraft gibt, die politisch stark genug ist, um den Reformkurs selbstständig fortzusetzen, dann muss man Sorge haben, welche Türkei man in die EU eigentlich aufnehmen würde.
ÖGER: Ohne amerikanischen Einfluss hätte sich Deutschland auch nicht demokratisiert. Ohne äußeren Einfluss hätte es Spanien nicht geschafft, nicht Portugal, nicht die Balkanstaaten.
WISSMANN: Recht haben Sie an einem Punkt, Herr Öger: Das Thema hat eine starke emotionale Konnotation.
ÖGER: Herr Wissmann, ich bin nicht emotional, aber für Türken heißt das, was Sie und Ihre Partei sagen: Sie wollen uns zweitklassig machen. Sie verletzen den Stolz eines ganzen Landes, das ist ein ganz gefährlicher Weg. Diese ethnisch-religiöse Einstellung der CDU stört mich gewaltig. Und nicht nur mich, darüber sollten sie nachdenken. Heute sind es 500 000 Wähler, in drei, vier Jahren eine Million Wähler türkischer Herkunft.
WISSMANN: Das ist natürlich genau das Motiv Schröders. Dem Kanzler geht es nicht um die Frage des Beitritts der Türkei, sondern um die türkischen Wählerstimmen in Deutschland.
ÖGER: Und der CDU geht es um die Emotionen am Stammtisch.
WISSMANN: Haben Sie hier ein Stammtisch-Argument gehört?
ÖGER: Von Ihnen nicht. Sie sind moderat. Aber wenn ich die Sprüche von Stoiber höre – das sind Stammtisch-Reden
WISSMANN: Ich hab eine Bitte: Zahlen Sie, wenn mal falsche Töne kommen, nicht mit gleicher Münze zurück. Es geht nicht um eine Zweitklassigkeit der Türkei, es geht nicht um die Ehre der Türken in Deutschland. Das sollten auch Sie nicht herbeireden.
ÖGER: Alle Türken empfinden das aber so, das versichere ich Ihnen.
WISSMANN: Was nicht wahr ist, wird man auf Dauer nicht empfinden können.
::: rabatjoie, April 3, 2004 at 4:38:26 PM CEST
Diskussionsstoff Feuilleton der Süddeutschen am Freitag: Nikolaus Piper über die Ökonomophobie der Deutschen. Da die SZ ihre Printartikel nur noch in einem unverlinkbaren e-Paper online stellt, hier ein PDF zum download: SZartikel
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