Mit dem Billigbus von F-Land nach D-Reich. Während noch die letzten Mitreisenden vor grausamen Themenhotelfassaden in der Eurodisney-Hochsicherheitszone eingesammelt werden, flickern die ersten Anzeichen der Abendunterhaltung über die minuskulen, überall im Fahrgastbereich verteilten Schirmchen. Hemdsärmeliger Oldskool-BRD-Pornohumor, wippende, in schlimme Dessous verpackte Titten und hirnzellenvernichtende Paukerschreck-Pointen im Trailer für »Hilfe, meine Frau geht wieder zur Schule« fordern dazu auf, den Fahrer, Verursacher dieses Ausflugs in die schmierige Halbwelt westdeutscher Videotheken der frühen achtziger Jahre, kräftig zu Ohrfeigen.


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M. ging auf die kombinierte Gesamtschule in Schenefeld, aber nicht dahin, wo die Schlauen waren. Versuchte dort den Rotznasen geklaute Gameboys zu verkaufen, aber nur im Doppelpack (was nicht funktionierte). Auf einer dieser Geburtstagsparties in einem dieser Partykeller zog er ein Schwert aus seinem Ledermantel und kommentierte:

Ey, kuck mal, hier, n Schwert. Aber is nich scharf, sondern nur spitz.
Das erste Mal sah ich M. in den Holmer Sandbergen. In der Mitte eines Dünentals brannte ein großes Feuer, drumherum standen in losen Gruppen Besoffene in Metalkutten. M. hatte sich von irgendeinem Typen eine (wie später erzählt wurde: von diesem noch nicht ganz abbezahlte) Crossmaschine geschnappt und kam damit ab und an unter lautem Zweitaktgeknatter über die Böschung gehüpft, surreal beschienen von den Feuerbällen, die andere Wahnsinnige mit Hilfe von Lampenöl und Gartenfackeln in den Nachthimmel spuckten. Später fuhr er dann nach Wedel, Bier holen bei Aral, kriegte aber die Kurve am Mühlenteich nicht, und machte zwei Dellen in die Regenrinne des Brauhauses: Eine große, unten (die das Motorrad repräsentierte) und eine kleine, oben (wo sein Kopf aufschlug). Die Wenigen, die ihn im Krankenhaus besuchten, berichteten später unter unterdrücktem Gelächter, daß M. bei seinem unfreiwilligen Abgang über den Lenker sehr unglücklich hängengeblieben sein mußte, da er mit der Stimme eines Kastraten zu ihnen sprach.


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YOU KNOW, I LOOKED A BIT LIKE KURT COBAIN BACK THEN



Gestern auf dem Sonnenbeschienenen Boulevard Magenta, beim Einkaufen, kommt folgendes: Wie mein Kumpel und ich mit ca. 18 ins »Zillo« zur »Mystic Night« sind, weil da Type 0 Negative und Danzig mit auf dem Plakat standen, ein paar Stunden in den Plastikstühlen hingen, darauf hoffend, daß der DJ etwas anders als Industrial auflegen und damit die Vampire und Latexkrankenschwestern von der Tanzfläche verscheuchen würde, meine Klamotten im Schwarzlicht fast genauso hell leuchteten wie die weißen Hosen der verhaßten Prolls aus dem »Bronx«, und die Dame, die mir schließlich an der Garderobe meinen Dufflecoat aushändigte, fragte: »Geht ihr jetzt ganz?«


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Damals, in der Wohngruppe, kam einmal im Monat die Fußpflegerin vorbei, nahm ihre Werkzeuge raus, feilte Nägel und schnitt Hornhaut, hatte sehr blonde Haare und trug schreckliche Blusen. Dann fuhr sie weg, in ihrem Mercedes 500 SL.


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